Dienstag, 8. August 2006
E-Mail Diskurs
Liebe Freunde,

in Nürnberg, meiner Geburtsstadt, würde man sagen: Do binn'i in wos naih-trähtn...*

Nachdem mich die Ankündigung der "Totenstille"-Aktion erreicht hat, habe ich sie schlicht weiter gemailt, zumal mir der Absender Damian - ein Freund von Laura - als seriöse Quelle bekannt ist.

Nachdem ich mir von der Aktion am Potsdamer Platz sozusagen ein mehrfaches Bild gemacht habe - und interessanter Weise habe ich Dich, Damian, auch nicht bemerkt (und auf den Bildern auch nicht entdecken können) - , mailte ich auch die Pics davon herum.

Lieber Ray: Aus dem bloßen Herumschicken solltest du keinen einfachen Rückschluss auf die Position des Versenders machen - bekanntllich sind der Bote und die Botschaft nicht dasselbe. Auf keinen Fall wollte ich dich beleidigen.

Tatsache ist - und ich denke da sind sich alle in dieser Mail-Runde einig - , dass allein in den letzten Tagen hunderte von Zivilisten auf beiden Seiten umgekommen und massive Zerstörungen erfolgt sind, ist unerträglich und muss gestoppt werden. So wie Israel ein Recht hat sich zu wehren und zu überleben, so hat auch der Libanon mit seinen Bevölkerungsteilen ein Recht auf unversehrtes Leben, was die Verteidigung einschließt. Das Problem ist offensichtlich: Wie dahin kommen ?!

Ich bin nicht so unbeteiligt, wie es scheint, Damian, ich bin eher ziemlich ratlos - und denke: Dringend notwendig ist es da, Spannungen, Unaufgelöstes, ja Widersprüchliches erst einmal so zur Kenntnis zu nehmen, auszuhalten --- um dann vielleicht weiter zusehen.

Drum nehme ich mir auch die Freiheit, alle Beiträge allen zugänglich zu machen. Und ich stelle gerade fest, dass ich einen pro-israelischen Tagesspiegel-Artikel nicht an alle verschickt habe - der stand nämlich am Anfang von meiner Mailerei (und die "Totenstille"-Aktion war sozusagen der Kontrapunkt, lieber Ray) - , was ich hiermit nachhole: (http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/23.07.2006/2672868.asp#).

Wahrscheinlich habe ich nicht genügend Zeitung gelesen (und sicher gibt es noch bessere Artikel - Laura, das müssen wir noch besprechen) - aber dieser scheint mir insofern immer noch wichtig, als er aus der Politik Israels eine gewisse rationale Logik glaubt herauslesen zu können (die mir nicht immer so ohne weiteres deutlich war).

Daraus folgt nicht für mich, dass ich die Positionen einfach teile - denn die gegenwärtige Verschärfung ist unerträglich (s.o.) - und Damians differenzierte Argumentation kann und will ich nicht einfach beiseite schieben (zumal sie auch eine Menge rationales Kalküll beinhaltet).

Wenn aber bestimmte begründbare Positionen auf beiden Seiten zu finden sind ( - und ich sehe davon ab, dass sicher noch mehr Seiten und zudem weniger rational begründete Parteiungen im Spiel sind - ), dann muss es (zumindest zwischen diesen beiden) auch Verhandlungsmöglichkeiten geben, wenn und indem die unterschiedlichen Seiten sich zur Kenntnis und ins gegenseitige Kalküll nehmen.

Gewiss ist Israel unter den Gesichtspunkten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit ein sehr wichtiges Land für den Westen (wenn nicht das wichtigste zusammen mit der Türkei) in dieser Region - aber wie es so ist mit den "Vorposten", sie drohen manchmal monsterhafte Züge anzunehmen. Gerade die Ideologie des sog. Kriegs der Kulturen befördert in meinen Augen solche Verzerrungen, indem die demokratischen und rechtsstaatlichen Potentiale außerhalb des "Vorpostens" übersehen und unterschätzt werden und umgekehrt undemokratische fundamentalistische Positionen in Israel übersehen werden (die zum Glück nur eine Minderheit ausmachen). Liebe Anke: Ich glaube dich zu verstehen (und teile deine Empörung, was unser Heimatland betrifft ausdrücklich) - aber verdienen nicht auch "westliche" Bewegungen außerhalb der Vorposten unsere Sympathien und unsere Unterstützung, auch wenn sie noch erst in der Entwicklung sind - bzw. wenigstens unser vorsichtiges Vorgehen etc.?

Hilft da die Geschichte des Kalten Krieges weiter? Sicher ist vieles anders, aber bedenkenswert erscheint mir doch, dass der Grundstein für seine Überwindung in der Entspannungspolitik gelegt wurde, als unter prinzipieller Wahrung der unterschiedlichen Positionen und deren defacto-Anerkennung nach praktischen, den Frieden sichernden Kooperationsmöglichkeiten gesucht wurde und solche auch zunehmend gefunden wurden, welche die Blöcke schließlich in Bewegung brachten. (Ein Einwand könnte lauten: Das war nur möglich, weil das westliche Kalküll des Tot-Rüstens aufgegangen ist, indem der wirtschaftliche Zusammenbruch des Ostens bevorstand. Was hieße das für den Nahost-Konflikt oder besser: für die Nachost-Konflikte?)

Nach dieser Abschweifung, während weiter geschossen, verschleppt, bombardiert und geflohen wird, zu den unaufgelösten Widersprüchen der Gegenwart: Ich bin heute zufällig in eine pro-israelische Demonstration am Steinplatz geraten - da mir niemand eine Mail geschickt hatte, so hatte ich keinen Foto dabei, Pics gibts darum jetzt keine und Bekannte hab ich leider auch nicht getroffen. Die wenigen Transpartente waren sehr zurückhaltend - hab mir deren Text nicht gemerkt, da ich noch nicht ahnte, darüber eine Mail zu schreiben - und Klesmer-Musik wurde erfreulicherweise auch nicht gespielt ! Klar: Eine Kunstaktion auf dem Potsdamer Platz und eine Demo am Steinplatz sind verschiedene Dinge - aber berechtigt sind und waren sie beide.... - wie kommen die zusammen?

Fest steht immerhin, wenn Kunst-Aktionen und Demonstrationen stattfinden, wenn verhandelt, Musik gemacht und Fußball gespielt wird..., so lange schießen die Beteiligten nicht ...

So und jetzt lass ich einfach alle Mails nachfolgen (die aktuellen zuerst), so dass alle alles nachvollziehen können; und bei einer Fortsetzung bitte ich darum, einfach an alle zu schreiben...

Hubert
* Da bin ich in etwas hinein getreten...

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Lieber Hubert, der Anhang zur ersten mail war auf meinem PC nicht zu öffnen, ich weiß nicht, warum. Die Fotos der "Kunstaktion" habe ich gesehen, ehrlich gesagt, würde ich das so auch nicht unterstützen und ich kann Rays Reaktion gut verstehen. Ich denke, die Israelis kämpfen erstens um ihre Existenz - und darin sollten wir alle sie unterstützen - und zweitens führen sie auch quasi einen Stellvertreterkrieg für uns und auch deshalb sollten wir sie nicht allein lassen - es geht nicht um Solidarität, es geht auch um das, was wir die "westlichen Werte" nennen...und wo hier gefeiert wird, während Israel sie und sich verteidigen muß und es so aussieht, daß niemand ihnen wirklich hilft.
Ich habe mich auch gefragt, wo sind die Angebote an jüdische Flüchtlinge, die wir aufnehmen und denen wir helfen könnten? Die Printmedien geben ein differenzierteres Bild, aber im TV zeigen die Bilder vorwiegend die "armen libanesischen Opfer" und es geht um "Deutsche", denen geholfen wird, Israel erscheint als der große Aggressor. Israel hat bedingungslos geräumt und es ist weiter beschossen worden und die Selbstmordattentate haben nicht aufgehört. Es geht nicht um palästinensische Befreiungsbewegungen, sondern um Terror - und leider habe ich durch meine langjährige Stalkererfahrung eine Ahnung davon gekriegt, was Terror ist.
Ich bin hier eindeutig parteiisch für Israel und finde diese "Kunstaktion" hierzu völlig unpassend und ich verstehe das Anliegen nicht, "die Mauer des Schweigens und der Unmenschlichkeit aufzubrechen" - die gibt es doch garnicht. Aber es gibt in diesem Land "Jungendliche"(zwischen 25 -30 Jahren), die das Tagebuch der Anne Frank verbrennen und der Bürgermeister sagt nichts dazu.
Und als ich neulich einen wunderschönen Samstag auf der Datsche meiner russisch -jüdischen Freunde in Königswusterhausen mit viel Schwimmen in der Idylle verbracht habe, lese ich am nächsten Tag, daß an eben diesem Ort zwei Männer zwei Österreicher z. T. krankenhausreif geschlagen haben, die eine israelische Flagge hatten.
Es gibt eine gute Doktorarbeit (Doktorvater Heiner Keupp) von Gudrun Brockhaus, veröffentlicht im Kunstmann Verlag "Schauder und Idylle" - Faschismus als Erlebnisangebot.
Außerdem kann ich emppfehlen Samuel P. Huntington "Kampf der Kulturen" - die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert...für mich habe ich erkannt, die Nach-3.-Weltkriegszeit-Parole W.Borcherts "Nie wieder Krieg" ist so nicht mehr haltbar...die Verhältnisse, sie sind nicht so...
Dies in Eile, ich bin v. 30.7.-9.8. auf Rügen, vielleicht können wir uns danach mal sehen. Viele Grüße an alle mit den besten Wünschen, Eure Anke.
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Lieber Hubert!

Vielen Dank für Deine unbeteiligende Teilnahme! Habe Dich nicht gesehen,
somit hast Du die Rolle des objektiven Beobachters perfekt erfüllt.

Nun hat sich wenigstens ein Reflex auf die "unreflektierte Scheisse" durch
Deinen hoffentlich nicht allzu erbosten Freund Ray eingestellt, der damit
der unreflektierten Scheisse eine diskursive Reflektionsebene gegeben hat
- dank sei der Dialektik und Ray!

Ich muss antworten, auch wenn Ray und ich uns nicht kennen. Erstaunlich
finde ich, dass trotz des geringen Informationsgehalts der Bilder so eine
starke Reaktion ausgelöst wurde. Totenstille lautete die Devise. Keine
politischen Pamphlete, keine Propaganda. Zwar keine israelischen Fahnen,
dafür aber auch keine Hisbollah-Flaggen (die wurden, wie auf CNN gesehen,
bereits alle durch die israelische Armee als Trophäen nach Eretz Israel
verfrachtet). Sicher ist, dass keiner der Teilnehmer jener Protestform nur
im geringsten Unterstützer der Hisbollah war. Und erstaunlich ist, dass
eben trotz der minimalen Botschaft eine so starke Interpretationsleistung
erfolgte.

Als Olmert davon sprach, dass es an der Zeit wäre, Libanon 20 Jahre in die
Vergangenheit zu bomben, war die Agenda klar: die Hisbollah, die eine
ständige Bedrohung der israelischen Sicherheit darstellt, hunderte von
unschuldigen Leben und auch Soldaten tötete, konnte aus der Logik der
militärisch-machtpolitischen Doktrin heraus nur durch die Zerstörung
Libanons bekämpft werden.

Die Hisbollah hat zwei Gesichter: einerseits der militärisch-militante
Flügel, der sich der "Befreiung" Libanons verschworen hat und andererseits
der Flügel, der soziale Einrichtungen unterhält und mittlerweile ins
politische System des Libanons integriert wurde.

Es ist gerade dieser zweite Aspekt, der zu einer Problemlösung hätte
führen können. Die libanesischen Parteien waren längst über eine
Toleranzhaltung gegenüber der Hisbollah als demokratisch-legitimierte
Partei heraus, sogar die christlichen Aounisten waren dabei,
Vertragsregelungen mit der Hisbollah zu schliessen, die die Hisbollah in
einen normativen Rahmen gezwungen hätte und das fragile Gesamtbild des
politischen Systems des Libanons wäre gestärkt worden. Nach und nach war
die Hisbollah dabei, eine Transformation zu begehen; von einer militanten
Untergrundorganisation zu einer moderaten Interessensvertretung der
schiitischen Libanesen, so wurde zb die Etablierung eines islamischen
Staats aus der Programmatik gestrichen und die religiösen Gerichte der
Hisbollah wurden aufgelöst, wodurch die judikative Gewalt wieder dem Staat
unterstellt wurde. Ähnlich hätte es mit dem programmatischen Ziel der
Zerstörung Israels aussehen können. (Bürokratisierungtransformation)

Die Hisbollah muss im Interesse aller Libanesen und Israels entwaffnet
werden. Doch konnte dies nicht geschehen, da die Argumente auf Seiten der
Hisbollah standen und der libanesische Staat zu schwach war. Ja, auch die
Hisbollah ist eine Organisation, die sich nach rationalen
Argumentationsmustern verhält, auch wenn die Sprache an manchen Stellen
einer Übersetzung in rationale Kategorien bedarf.

Ihr Argument sind die verbliebenen Gefangenen in Israel und die
Schebaa-Farmen. Dieses Argument legitimierte und bildete ihre Identität
als "Befreiungsorganisation". Ich habe den Libanon (Israel auch) nun seit
ca. 10 Jahren jährlich besucht und was ich erlebt habe, ist eine
sukzessive Abnahme der Unterstützung Hisbollahs durch die Bevölkerung.
Schleier in den Strassen verschwinden, Hisbollah-Familien treffen sich mit
christlichen Familien, ein moderater Code of Conduct etablierte sich.

Doch diese Entwicklung ist gebrochen und damit auch der Prozeß einer
Identitätstransformation der Hisbollah.

Wenn Israel wirklich Frieden wollen würde, müsste sie der Hisbullah ihre
Argumente entziehen und gleichzeitig aufhören, die Bewegung zu
stigmatisieren. (Das alte Spiel: Wer ist Terrorist? EU-Kommission sagt
Nein, UN hat allg. Definitionsproblem, USA und Kanada sagen Ja)

Anstatt dessen ist wiederum eine Generation traumatisiert, die
Stigmatisierung Israels als Erbfeind erneut bestärkt und islamistische
Organisationen werden erneut Rekrutierungsrunden begehen können.

Alle Seiten müssen ihre Pflicht tun. Israel muss genauso die
UN-resoultionen befolgen, wie der Libanon und die Hisbollah. Und schön
wäre es, wenn Israel auch die Präsidentenresolutionen des
UN-Sicherheitsrates befolgen würde, die nicht durch ein Veto der USA
gekennzeichnet sind.

Und der Libanon? Ja, der Libanon. Der Libanon wird durch den brennenden
"Sommerregen" wahrlich 20 Jahre zurückgeworfen. Wirtschaftlich, sozial und
politisch. Ich will an dieser Stelle nicht explizit weitere Opferzahlen
kundtun, ich frage nur, warum ein ganzes Land zur Geisel genommen wird und
ich frage mich auch, ob das Ziel Israels wirklich mit der Zerstörung eines
ganzen landes, das angeblich keinen Feind darstellen würde, erreicht
werden kann. Ich glaube nicht.

Und die Leichen lagen unter libanesischen Flaggen, weil der Libanon in
seiner Geschichte immer wieder zum Objekt fremder Mächte wurde:
Frankreich, der PLO, Syriens, Israels, Iran, USA...und der Libanon, als
das Konstrukt, das es darstellt - nämlich die zur Realität gewordenen
Utopie einer Gemeinschaft unterschiedlichster Ethnien und Konfessionen auf
engstem Raum- wurde kontinuierlich instrumentalisiert und dadurch wurde
dieser ortlose Ort immer wieder zerstört.

Doch eine Antwort kann ich geben. Ray hat gefragt, ob Israel kein recht
habe, sich zu verteidigen. natürlich hat es dies. Und die Hisbollah auch.
Um mit unserer Kanzlerin zu sprechen: wir dürfen Ursache und Wirkung nicht
verwechseln (PS: Schöne Sprachregelung durchs Bundespresseamt). Ich bin
mir sicher, dass der Hisbollah eine andere Ursache, bzw. Kausalitätskette,
zum jetzigen Konflikt einfallen würde. Solange der Nahe Osten nach dem
archaischen Prinzip des Alten Testaments handelt, wird kein Frieden
herrschen.

Es ging bei der Protestaktion nicht um Überzeugungsarbeit, um die
grausamen Israelis zu entlarven, das erledigen die TV-Bilder (ach wie
schön polemisch). Es ging darum, zu stören. Denn nur wenige der Passanten
kannten die libanesische Flagge, viele haben gefragt und kein Wort wurde
über Israel verloren. Durch diese stille Protestform sollte ein Diskurs
ausgelöst werden, der eigentlich nicht in den rüden Äußerungen Rays enden
sollte.

Abschliessend muss ich noch eingestehen, dass ich nicht an der Konzeption
der Aktion beteiligt war. Ich würde mir etwas anderes vorstellen:
"Leichen", bedeckt mit weißen Tüchern, kreisförmig "umzingelt" durch
libanesische, israelische, US-amerikanische, französische, deutsche usw.
Fahnenträger.

Jetzt noch ein Wort zu den "Kunstspinnern": ich bin glücklich, dass Kunst
eine Form der Sublimierung darstellt, die sich nicht in direkter Gewalt
ausdrückt.

Nun gut. In the end: c'est la raison du plus fort qui est toujours la
meilleure.

Nach einer hitzigen, fünfstündigen Diskussion mit einer Israelin wurde ich
gefragt, was ich als Premier Israels tuen würde. Meine Antwort: Ich würde
mich medienwirksam vor den UN-Sicherheitsrat stellen, verkünden, dass ich
die libanesischen Gefangenen frei lasse und die Shebaa-Farmen abtrete. In
sofortige Friedensverhandlungen mit dem Staat Libanon treten möchte und
die Entwaffnung der Hisbollah fordere. Es hätte nicht lange gedauert und
das "Tier" Nasrallah hätte einlenken müssen oder er hätte einen
Bürgerkrieg im Libanon zu verantworten, der dazu geführt hätte, dass die
Hisbollah wirklich ausgemerzt worden wäre. Und Israels Libanon-Grenze wäre
befriedet - so oder so.

Warum dies nicht geschieht, ist ein anderes Kapitel. Vielen Dank.

Ich hoffe, dass die Gewalt im Libanon und in Israel bald enden wird.

Liebe Grüße


Damian


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Lieber Ray,

sicher stellen sich solche Fragen - aber eine israelische Flagge (geschweige denn mehrere) war objektiv gewiss nicht aufzutreiben, da die allermeisten von Hamas und Hisbollah etc. schon verbrannt worden sind.

Aber schön ist er doch, der Potsdamer Platz, nicht wahr - besonders mit dem gefakten Gebäude.

Mit Besserungswünschen nach allen Seiten
grüßt
Hubert


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Herzlichen Dank, lieber Hubert, für die unreflektierte Scheiße, die Du an mich und andere per Email geschickt hast. Ich nehme Deine persönliche Beleidigung zur Kenntnis.

Gott, wie liebe ich moderne Kunst und ihre Fähigkeit, in die Herzen der Menschen einzudringen und alle noch so komplizierte Probleme auf so simple und intelligente Weise zu erklären. Schön die Idee mit den Künstlerleichen eingehüllt in einer libanesischen Flagge auf dem äußerst gefährlichen Potsdamer Platz „auszustellen“. Das hat bestimmt viele (sieht man ja auf den Photos, wie viele es nun wirklich waren) Menschen davon überzeugt, wie furchtbar die aggressive Israelis sind. Ich gehe davon aus, dass die objektive Künstler keine israelische Flaggen gefunden haben, unter denen sie die israelische Leichen „ausstellen“ konnten, nicht wahr?

In der real existierenden Welt, nicht in der Welt der künstlerischen Spinner, waren es doch die Hezbollah-Milizen, die acht israelische Soldaten an der Grenze ermordeten und zwei weiteren entführten. Es war also diese „Kunstaktion“, die zu dem führte, was folgte. Haben nun Israelis kein Recht, sich zu verteidigen, wenn angegriffen? Hör’ doch zu, was Nasrallah so alles sagt. Ist die Hezbollah eine friedliebende Organisation, die es nur gut mit Israel meint?
Du sollst Dich schämen!!!
RAY
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im anhang findet ihr einige pics vom potsdamer platz...

hubert

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Liebe Familie!

Hier findet ihr einen Aufruf einer Berliner Künstlergruppe, die gegen den
gegenwärtigen libanesisch-israelischen Konflikt protestieren wird.

Liebe Grüße

Damian




Liebe Freunde,

BITTE LEITET DIESE E-MAIL AN EUREN FREUNDEN WEITER UND KOMMT ZAHLREICH ZUR
AKTION.
ALLEIN EURE ANWESENHEIT, IST EINE GROßE UNTERSTÜTZUNG!!

PRESSEMITTEILUNG

Kunstaktion „Totenstille“
Berliner Künstler gegen den Krieg Israels im Libanon

Donnerstag, 27. Juli 2006
10:00 Uhr: Auswärtiges Amt
11:30 Uhr: Gendarmenmarkt (vor dem französischen Dom)
13:00 Uhr: Pariser Platz
17:00 Uhr: Wittenbergplatz - U Bahnhof (Ausgang zum Kadewe)
18:30 Uhr: Potsdamer Platz ( Bürgersteig, Stresemannstr. / Ecke Linkstr.)
20:00 Uhr: Platz vor dem S-Bhf. Hackescher Markt

Zur aktuellen Lage:
Seit 14 Tagen greift die israelische Armee mit unverminderter Härte den
Libanon an.

Die bisherige Bilanz dieses Rachefeldzuges sind mehr als 370 Tote, davon 330
Zivilisten (darunter ein Drittel Kinder). Es gibt Tausende Verletzte, mehr
als 800.000 Flüchtlinge, die in überfüllten Notunterkünften und öffentlichen
Parks darauf hoffen, dass man sich ihres Schicksals annimmt. Die Toten
werden in Massengräbern bestattet, da man keine Zeit für Beerdigungen hat,
oftmals gibt es auch keine Überlebenden, die ihre Familienangehörigen
bestatten könnten.

Kunstaktion: Totenstille

Mit der Aktion „Totenstille“, an der Berliner Künstler beteiligt
sind, soll die Mauer des Schweigens und der Unmenschlichkeit aufgebrochen
werden.

An dieser Aktion sind etwa 25 Künstler beteiligt. 16 von ihnen werden in
einer Reihe auf dem Boden liegen, eingehüllt in libanesische Fahnen. Ein
Zeichen für den vor 16 Tagen begonnenen Krieg. Die Darsteller verharren 30
Minuten lang unter der als Leichentuch umfunktionierten libanesischen
Flagge, im Gedenken an die bisherigen Opfer dieser Gewalt. Es sind anonyme
Tote, ihre Gesichter sieht man nicht. Von ihren Geschichten, ihren Namen,
Träumen, Sehnsüchten, Ängsten werden wir niemals erfahren. Was ist ein
Menschenleben wert? Was bedeuten Menschenrechte und für wen gelten sie?

Vor Ort stehen einige Künstler für Fragen bereit. Sie sind an ihrer
schwarzen Kleidung erkennbar und verteilen Flyer mit Informationen zur
derzeitigen Situation im Libanon und zur Straßenkunstaktion.

Mit der Aktion „Totenstille“ wollen wir auf die Dringlichkeit
eines sofortigen Waffenstillstandes aufmerksam machen und die weitere
Ermordung von Zivilisten im Libanon so schnell wie möglich stoppen.

Wäre gut, wenn wir alle schwarz gekleidet sind.

Falls Ihr nicht den ganzen Tag dabei sein könnt, ist das kein Problem. Wir
müssten nur wissen, wann wir mit Euch rechnen können. DESWEGEN BRÄUCHTE ICH
VON JEDEM NOCH EINE RÜCKMELDUNG!

Danke und bestem Gruß!




Damian

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liebe zeitgenossen,

hier also der tagesspiegel-artikel, von dem ich erzählte.

auch wenn er durch den jüngsten schwenk der aktuellen us-außenpolitik etwas relativiert erscheint, so fand ich an dem artikel interessant, wie er aus der israelischen politik ein stückweit relative vernunft glaubt herausfiltern zu können...

gruß hubert

http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/23.07.2006/2672868.asp#