Freitag, 11. August 2006
Erste Reaktionen...
artist against war, 13:44h
Montag, 7. August 2006
Willkommen! Welcome! Bienvenue!
artist against war, 23:41h
Wir sind eine Gruppe Berliner Künstler unterschiedlicher Herkunft und Freunde des Libanon.
Wir haben uns als Reaktion auf den am 12. Juli 2006 ausgebrochenen Libanon-Krieg zusammengeschlossen, um über unser künstlerisches Wirken gegen diesen Krieg zu protestieren.
Unser Anliegen ist es, nicht nur über die politischen Verhältnisse aufzuklären, sondern aus einer humanistischen Motivation heraus, die Öffentlichkeit für die Grausamkeiten und die Bedingungen des Krieges zu sensibilisieren. Deshalb wollen wir die Aufmerksamkeit nicht nur auf die Todesopfer, sondern auch auf die humanitäre Katastrophe im Libanon lenken.
Wir möchten keine politische Agitation betreiben und doch sind wir Teil der politischen Geschehnisse und stehen somit, ob wir es wollen oder nicht, in einem politischen Kontext:
Wir stehen für einen souveränen, demokratischen Libanon, der in Frieden mit seinen Nachbarn lebt.
Doch die erste und notwendigste Forderung zur Zeit lautet: Sofortiges Ende der Gewalt!
Wir wollen deshalb diesen Blog nutzen, um zu vernetzen und zu informieren.
Künstler gegen den Krieg.
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chat atkins, Dienstag, 8. August 2006, 19:20
Tatsächlich? Nur gegen den Krieg Israels?
Nebenbei - was treibt eigentlich derweil die libanesische Armee mit ihren 72.000 Mann? Habt ihr von der mal was gehört? Sind die alle im Urlaub?
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damiang, Mittwoch, 9. August 2006, 11:56
Armee!
Also ich persönlich bin unglaublich froh, dass sich die libanesische Armee trotz des Beschusses durch die israelische Armee nicht eingeschaltet hat. Desto mehr Waffen, um so mehr Tote. Ausserdem ist die Armee tatsächlich nicht im Urlaub, sondern dabei, die Stiefel zu putzen, da sie nunmal eine Parade-Armee ist.Deine Zahl ist weit übertrieben. Vielleicht sind 20.000 unter Waffen. Der Libanon hat keine allgemeine Wehrpflicht und es war immer eher ein Privileg, in die Versorgung der Armee aufgenommen zu werden. Auch im Bürgerkrieg hat sie nicht eingegriffen. Und ausserdem: die Armee ist immer ein Abbild der Gesellschaft. Und der Libanon ist durch ein gesellschaftliches und politisches System gekennzeichnet, das auf Konkordanz beruht. Wenn die Armee eingreifen würde, ohne ein Mandat wie z. B. durch die UN im Rücken zu haben, das durch alle Parteien unterstützt würde, wäre die Gefahr eines erneuten Bürgerkriegs unglaublich hoch. Das will niemand. Zu deiner einleitenden Frage "nur" Israel.Die Tagline lautet ja nicht "israels krieg gegen die hisbullah". Und angeblich will Israel keinen Krieg gegen den Libanon führen. Doch sind die Zerstörungen und die Verluste unter der Zivilbevölkerung bereits so immens, dass man nicht mehr von einer isolierten Aktion gegen die Hisbullah sprechen kann. Darüber hinaus hätte es andere Möglichkeiten gegeben, die Hisbullah zu entwaffnen, ohne den gesamten Libanon zu zerstören. Den Libanesen muss das Recht zugestanden werden, eine Unterscheidung zwischen dem Libanon und der Hisbullah zu treffen, ohne gleich unter Generalverdacht zu stehen, Verbündete der Hisbollah zu sein. Mehr dazu findest du unter "politische Diskurse" bei Themen. Danke
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rabe489, Dienstag, 8. August 2006, 19:25
Künstler
gegen den Terror
Das wär doch auch mal wichtig.
(ein Künstler)
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damiang, Mittwoch, 9. August 2006, 11:33
Terror?
Richtig! Doch dann definiere mir doch bitte den Begriff Terror. Nach Hannah Arendt sei das Wesen der totalitären Herrschaft der Terror. Etymologisch findet der Begriff seinen Ursprung in der Französischen Revolution als Robespierre den Terreur gegen die Reaktion ausrief. Der Terror sei nach Hobbes dem Staatswesen immanent. Und der Begriff des Staatsterrorismus beschreibt jene Form von Gewaltausübung eines Staates, die sich gegen bestehendes Recht wendet und unschuldigen Menschen Leid zufügt. Das ist u.a. die Argumentation israelkritischer Kräfte. Doch bleiben wir bei der Definition. Der Begriff Terror wird verwendet, um eine politische Bewegung zu stigmatisieren und zu delegitimieren. Es ist ein Kampfbegriff. Versuche der Wissenschaft (z. B. Guido Steinberg), den Begriff analytisch zu definieren, enden folgend: a) substaatliches Phänomen (Abgrenzung zum Staatsterrorismus, b) Machtasymmetrie, c) Gewalt, um eine politische Botschaft zu kommunizieren. In unserem Fall der Hizbollah, worauf Du wahrscheinlich hinaus möchtest, besteht das Problem darin, dass die Hizbollah auch eine demokratisch-legitimierte politische Partei ist (1. Kriterium) im Gegensatz z. B. zum terroristisch-transnationalen Netzwerks der "Al-Quaida". Dieses Definitionsproblem führt dazu, dass die EU-Kommission die Hizbullah nicht als Terrororganisation einstuft, im Gegensatz zur USA, Kanada und natürlich Israel. In der UN kam es nicht zu einer Entscheidung, da nunmal viele Länder der Welt (und nicht nur die "Bösen") die Hisbullah als eine "Befreiungsbewegung" verstehen. Also liegt das Problem darin, welche Identität der Hisbullah zugesprochen wird (mehr dazu findest du hier bei "politischen Diskursen" unter Themen). Was ich Dir hiermit vermitteln möchte, ist nicht, dass die Hisbullah ein legitimes Recht hätte, Israel zu beschiessen, sondern vielmehr, dass politische Kunst auf dem schmalen Grad zwischen politischer Reflektion und Objekt der Instrumentalisierung schreitet. Und diese Balance wird mit dem Begriff Terror gestört. Bei diesem Konflikt ist es schwer, diese Balance einzuhalten und ein Begriff entscheidet oft. So findest du in der Tagline dieses Blogs auch nicht "Israels Krieg gegen die hisbullah". Der Libanon ist ein komplexes Gebilde politischer und konfessioneller Verwebungen, das in den herrkömmlichen Kategorien schwer zu erfassen ist. Doch es gibt einen Minimalkonsens dieser Aktion hier, nämlich, dass die Hisbullah und der Libanon zwei verschiedene Dinge sind. Wir stehen für den gesamten Libanon.
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rabe489, Mittwoch, 9. August 2006, 11:53
So einfach läßt sich die Menschlichkeit nicht zerreden
Natürlich spreche ich von Hizbullah, aber auch vom islamischen Terror insgesamt überall auf der Welt...
[BILD VOM 11. SEPTEMBER; EINSCHLAG DES ERSTEN FLUGZEUGS IN DES WTC]
Mehr habe ich nicht zu sagen!
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damiang, Mittwoch, 9. August 2006, 12:20
Das tut weh!
Deine Reaktion war wie ein Stich ins Herz. Ich habe nur versucht, diskursiv mit Dir über den Terrorbegriff zu kommunizieren. Ich habe deutlich gemacht, dass diese Aktion nicht die Aktionen der Hisbullah unterstützt. Und du reagierst mit Kommunikationsabbruch. Es ist dieser Vorgang, der die Welt in Tod und Asche legen wird. Wenn Du im Namen der Menschlichkeit sprichst, dann stehe auch für sie ein. Verschliesse Deine Augen nicht, auch wenn Dir das Augenlicht geraubt wurde durch jene schrecklichen Bilder, die Du gepostet hast. Ich will Dich nicht belehren, doch wenn Du für Menschlichkeit bist und gegen Destruktion, verstehe ich nicht, warum Du gerade diese destruktive Handlung vollzogen hast. Es macht mich traurig. Ich hätte mehr zu sagen und auch mit Dir zu besprechen. Trotzdem danke ich Dir und hoffe, dass Du die Menschlichkeit findest.
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massuma, Donnerstag, 10. August 2006, 01:03
Autsch!
Das war eindeutig die falsche Reaktion, Hr. Künstler! Wenn Sie den Islam mit Terror gleichsetzen, darf man auch jederzeit die anderen Weltreligionen verteufeln. Das scheint ja die einfachste und naheliegendste Lösung zu sein. Terror ist kriminell und jeder friedliebende Mensch verabscheut kriminelle und menschenverachtende Handlungen, die im Namen Gottes (der irgendwie immer für menschliche Dummheit herhalten muß-der Arme!) vollzogen werden. Frieden ist eine tolle Sache, nur müssen BEIDE Seiten ihn WOLLEN!
Wenn die Parteien Israel und Libanon weiterhin ihre Grenzen verhärten, lebe ich im falschen Zeitalter, wünsche der Erde alles Gute und laß mich freiwillig auf den Mond schießen... Für ein bißchen Frieden würde ich sogar meine verehrte Großmama versteigern!:)
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rabe489, Donnerstag, 10. August 2006, 02:21
Doppelt "Autsch"
Ich sprach vom "islamischen Terror" und nicht davon, dass jeder Islamist Terrorist sei, Frau Massuma. Tatsache ist, und davor kann ich nicht die Augen verschliessen, dass Islamisten im Namen Gottes
und als Gotteskrieger unmenschliche Greuel in den letzten Jahren angerichtet haben. Soll ich z.B. an Beslan, Madrid, London usw. erinnern? Ist das noch nötig. Und man kann sicher nicht eine Religion gegen eine andere aufrechnen. Das nicht, aber warum sollte ich das Christentum des 21. Jahrhunderts verteufeln? Das verstehe ich nicht...Was die berechtigte und von mir geteilte Friedenssehnsucht betrifft, darf ich das Oberhaupt der katholischen Kirche zitieren:
Der Papst hat am Mittwoch erneut zum Frieden im Nahen
Osten aufgerufen. «Mit einem Herzen voller Trauer richte ich einen
dringenden Appell an alle, sofort alle Feindseligkeiten und alle
Gewalt einzustellen», sagte der Kirchenführer vor zehntausenden
Ministranten aus aller Welt, die zur Generalaudienz auf den
Petersplatz gekommen waren. Er erinnerte auch an die «schrecklichen
Bilder der toten Körper vieler Menschen, vor allem Kinder, speziell
in Kana im Libanon».
Nichts könne das Vergießen unschuldigen Blutes rechtfertigen: «Die
internationale Gemeinschaft und alle, die direkt an dieser Tragödie
beteiligt sind, müssen so schnell wie möglich die Bedingungen
schaffen, um eine endgültige politische Lösung der Krise zu finden,
die den kommenden Generationen eine heiterere und sicherere Zukunft
gewährleisten kann.» Der Papst hatte bereits während seines Urlaubs
im Aostatal und von seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo mehrmals
zum Frieden in der Region aufgerufen.
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damiang, Donnerstag, 10. August 2006, 13:19
Papst und die neokonservative Christliche Rechte in den USA
Um unseren "Künstler" etwas in den Schutz zu nehmen: Wahrscheinlich sprechen Sie von islamistischer Gewalt transnationaler Terrornetzwerke (islamistischer Terror), deren Gewaltanwendung natürlich unmenschlich und verabscheuungswürdig ist. Und mit Islamisten meinen Sie wahrscheinlich Anhänger einer religiös-fundamentalistischen Bewegung. Wahrscheinlich sprechen Sie auch von Muslims, so heissen nämlich die Gläubigen im Islam, die sie damit nicht verwechselt sehen wollen. Und das Papst Zitat war natürlich ein Schmankerl. Bloß verstehe ich nicht, was transnationaler-islamistischer Terrorismus, die Institution der katholischen Kirche, die politische Partei der Hizbullah, ihre militante Identität einer "Befreiungsorganisation" und ihr fundamentalistisches Islamverständnis mit diesem Blogg zu tun haben, der eine Künstlergruppe betreut, die sich gegen den Krieg im Libanon wendet. Vielleicht fehlt da einfach Wissen? Also, im Zeichen der humanistischen Aufklärung: Riesebrodt, Martin: Die Rückkehr der Religionen, München 2000 (Ein Werk, das fundamentalistische Protestbewegungen analysiert). Steinberg, Guido: Der nahe und der ferne Feind. Transnationale islamistische Terrornetzwerke, München 2005 (Hilft dabei, das Phänomen des islamistischen Terrorismus zu verstehen). Und nun, extra für den Herrn Künstler: Funke, Hajo: Gott Macht Amerika, Berlin 2006 (Eine Analyse der neokonservativen-fundamentalistischen Christlichen Rechte, die mit christlichem Heilsanspruch gerade dabei ist, die Welt von allem "Bösen" zu befreien und dabei Millionen von Menschen Leid zu fügt). Die Autoren sind allesamt Professoren für Politikwissenschaft, Soziologie oder Islamwissenschaft an deutschen oder US-amerikanischen Universitäten. Und wenn noch Verständnis für das Ziel dieses Bloggs aufkommen soll, verweise ich auf die Werke des Herrn Prof. Theodor Hanf, der als der deutschsprachige Libanonexperte gilt. Und um die Gefilde libanesischer Geschichte in eher prosaischer Form zu erkunden: Friedman, Thomas: Von Beirut nach Jerusalem.
Zum Papst: dass sich das Oberhaupt der kathol. Kirche so dezidiert gegen den Konflikt aussprach (obwohl? macht er das nicht immer? egal gegen welchen krieg? naja. kleines selbstgespräch.), liegt vielleicht daran, dass im Libanon ca. 40 % der Bevölkerung Christen sind.
Liebe Grüße
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warewahrheit, Donnerstag, 10. August 2006, 13:20
Warum "Künstler" und nicht "Menschen"?
Nicht daß ich jemandem unter euch den ehrenhaften Titel eines Künstlers absprechen wollte, denn das liegt wie so viele Dinge im Auge des Betrachters und auch der Selbstbezeichnung des Akteurs.
Doch genau diese wundert mich sehr und gibt mir zu denken:
Weshalb nennt ihr eure "Aktion gegen das Schweigen und den Krieg" eine Aktion von Künstlern und suggeriert hiermit eine Ausschließlichkeit, die nicht existiert. Grenzt ihr absichtlich die Otto-Normal-Verbraucher aus, wollt ihr nicht mit dem normalen Menschen identifiziert werden, für die ihr doch gerade eine Stellvertreterpublicity übernehmt? Besteht ihr auf diesem Konstrukt eurer Identität, das euch - scheinbar - von allen anderen unterscheidet?
Warum nennt ihr eure Aktion nicht - viel treffender -"Menschen gegen den Krieg"?
Denn, dass Menschen nicht immer Künstler sind liegt auf der Hand, aber dass Künstler immer auch Menschen sind, versteht sich von selbst...
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damiang, Donnerstag, 10. August 2006, 13:49
Error: Dikursebene zu krass
Liebe warewahrheit! Mein system hat mir grad ne fehlermeldung geliefert. die diskursebene ist zu hoch.
ausserdem müssten jetzt eigentlich die konzepteure der gruppe antworten. doch ich versuch es auch einmal: gute idee. problem: menschen gegen krieg wäre eine schwer zu definierende massenbewegung, und die ziele wären diffus, somit wäre es schwer, darüber zu mobilisieren und interessen zu bündeln (funktion einer bewegung). deswegen heisst ja die aktion "künstler gegen den krieg im libanon". darüber hinaus beschreibt "künstler" die protestform. also ensteht eine identität über die performativität der protestform. mit anderen worten: keine reine politische demonstration, sondern fragen der ästhetik spielen eine rolle und die frage nach der performance an sich. bei allen aktionen wurden minimalbotschaften transportiert und auf politische pamphlete verzichtet. so long. kannst ja noch einmal unter themen: kritik an den aktionen posten. PS: DIES BEDEUTET NATÜRLICH NICHT, DASS MENSCHEN, DIE GEGEN DEN KRIEG AN SICH SIND, SICH DADURCH AUSGESCHLOSSEN FÜHLEN SOLLTEN: GANZ IM GEGENTEIL. AKTION!
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rabe489, Donnerstag, 10. August 2006, 20:03
Kunst und Politik
"Doch die erste und notwendigste Forderung zur Zeit lautet: Sofortiges Ende der Gewalt! "(artists against war)
"Mit einem Herzen voller Trauer richte ich einen
dringenden Appell an alle, sofort alle Feindseligkeiten und alle Gewalt einzustellen" (Papst Benedikt XVI)
Da ich dem Wort des Papstes folge, soweit d'accord.
--------------------------------------------------------------------------------
Ansonsten empfinde ich Ihre Statements anmaßend Herr damiang. Die Literatur können Sie sich schenken, denn ich vermute, Sie argumentieren in dieser polemischen Weise, weil Sie das Herz (!) nicht auf dem rechten Fleck haben. Dies ist nun eine ganze andere Dimension der Argumentation, die Ihnen - obwohl Sie sich wohl als Künstler sehen - dennoch vollkommen fremd sein wird. Ihre "künstlerische" Protestform beschreiben Sie mit den Worten:
keine reine politische demonstration, sondern fragen der ästhetik spielen eine rolle und die frage nach der performance an sich. bei allen aktionen wurden minimalbotschaften transportiert
Verzeihen Sie, das ist abstrakter
Quatsch
.
Wenn man vom Primat der Kunst ausgeht, dann hätte ich gern gewußt, worin die künstlerische Dimension Ihrer politischen Handlungen besteht. Ich vermute, Sie möchten die Kunst dienstbar machen, "vehicle art" (Beuys) mglw., ich vermute, Sie möchten die Kunst für politische Zwecke benutzen, ich vermute, es geht Ihnen garnicht mehr um die Kunst, sondern um Agitation und Propaganda für Ziele, die Sie jenseits Ihres Manifestes noch garnicht offengelegt haben.
Was veranlaßt mich zu diesen Vermutungen? U.A. die Form Ihrer Formulierungen (wäre es schwer, darüber zu mobilisieren und interessen zu bündeln (funktion einer bewegung) die mich - ich kann nichts dafür - stark an den stalinistischen Jargon der K-Gruppen der 70er Jahre (siehe aber weiter unten) erinnern. "Massen mobilisieren (mobil machen)", Interessen werden nicht kundgetan, sondern gebündelt, und "die Bewegung" hat eine "Funktion" statt ein "Anliegen".
"Wir stehen für einen souveränen, demokratischen Libanon, der in Frieden mit seinen Nachbarn lebt."
Sie wissen doch, dass in den 70er Jahren, es eine "Bewegung" für ein "demokratisches" Kambodcha gegeben hat und heraus kam das Terrorregime des Pol Pot. Sie wissen doch, dass sich auch der Stasi-Staat "demokratisch" nannte usw. Wenn Sie auf Zuspruch abzielen, müssen Sie Ihren Begriff vom "demokratischen Libanon" mit Leben füllen. Welchen Demokratiebegriff legen Sie zugrunde, den abendländisch-westlichen etwa, das würde mich wundern. Ich weiß, dass das Alles Sie nicht anrühren wird, denn Ihr Auftreten legt nahe, dass Ihre Position verhärtet ist und nicht weit vom Dogmatismus und Fundamentalismus entfernt ist. So ernst es mir ist mit einem Ende der Gewalt im "Nahen Osten", so bedaure ich feststellen zu müssen, dass ein Dialog mit Ihnen nicht möglich ist. Sie haben mir tatsächlich - was Ihre Überheblichkeit angeht - tatsächlich die Augen geöffnet.
Im Moment habe ich Ihren Flyer geöffnet und da stelle ich fest, dass Ihre Aktion noch von einer Variante im Namen Ihrer Gruppe spricht:
"Berliner Künstler gegen den Krieg Israels im Libanon"
und weiter fand ich die Information:
">Samstag, 12.08.2006 Berlin: Demonstration "Stoppt den Krieg gegen
>Libanon und Palästina", Auftakt: 15 Uhr, vor dem Roten Rathaus, anschl.
>Demonstrationszug zum Pariser Platz, Abschluß: Pariser Platz, VA:
>breites Bündnis (Achse des Friedens; American Voices Abroad;
>Anti-G8-Bündnis; Arabische Kulturgesellschaft; Arbeitskreis Nahost;
>attac AG Globalisierung und Krieg; Berliner Initiative für Frieden in
>Nahost; Dachverband Arabischer Verein; ...)"
Nun sieht man klarer
Wie steht es also mit folgender Formulierung:
"Die darauf folgende Aufgabe ist nun, dass die nach Unabhängigkeit strebenden, die antiimperialistischen, revolutionären und kommunistischen Kräfte der Türkei, des Irans, Syriens, des Libanons, Palästinas, Jordaniens, des Iraks, Kurdistans, Zyperns, Saudi-Arabiens und Ägyptens, oder kurz gesagt, aller Länder, die das Projekt Größerer Mittlerer Osten umfasst, sich an dieser Plattform beteiligen und den vereinten, konsequenten, antiimperialistischen politischen Kampf stärken.
17) Der antiimperialistische Kampf muss
von einer abstrakten und allgemeinen Solidarität und Unterstützung zu konkreten, aktuellen und praktischen Aufgaben und Zielen geführt und vom Nur-Protestlertum befreit werden
. Er muss sich auf die militärische, politische, wirtschaftliche und organisatorische Existenz der imperialistischen Kräfte konzentrieren. Dies kann einerseits mit dem Protest gegen die NATO, den IWF, die WB und die G8 realisiert werden und andererseits mit dem Protest gegen den Besuch von imperialistischen Chefs in verschiedenen Ländern und militanten Aktionen zur Verhinderung von Waffenexport und -Transport.
Das stammt von hier
also:
[BILD: SOWJETSTERN]
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damiang, Freitag, 11. August 2006, 10:23
Ich darf doch bitten.
Langsam fangen Sie wirklich an, mich zu amüsieren. Wissen Sie, eines der Nachteile computervermittelter Kommunikation ist, dass man den Gegenüber gar nicht einschätzen kann. Ich glaube, wenn wir uns persönlich begegnen würden, würden Sie erkennen, dass wir wahrscheinlich in unseren Ansichten nicht stark differieren.
ALSO: 1.) die Funktionen einer Bewegung stammen aus: Niedermayer, Oskar: Bürger und Politik.Politische Orientierung und Verhaltensweisen der Deutschen, Berlin 2005. Die vorgestellten Funktionen einer Bewegung oder Partei sind auf die theoretischen Prämissen eines Rational-Choice-Ansatzes zurückzuführen, was überhaupt nichts mit Stalinismus zu tuen hat. Diese Funktionen einer Bewegung sind zur Zeit Grundwissen in der Politikwissenschaft.
2.) Ich selbst habe mich nie als Künstler dargestellt und bin nur Teilnehmer an den Aktionen.
3.) Die Veranstaltung, die Sie so breit zitieren und darüber versuchen, einen Rückschluss auf meine politische Gesinnung vorzunehmen, haben Sie unter der Rubrik "andere Veranstaltungen" gefunden. Vielleicht müssten wir noch einen Disclaimer einfügen, dass wir natürlich nicht mit den Inhalten externer Veranstaltungen...
4.) Ja. Für eine Demokratie "abendländlicher" Natur, falls Sie damit eine parlamentarisch-repräsentative Demokratie meinen, die bereits im Libanon besteht.
5.) Sie langweilen mich.
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chat atkins, Freitag, 11. August 2006, 10:39
Die ganze Aktion kommt mir allmählich vor, wie so'ne artifizielle Katjusha-Rakete: Die hat auch 'ne geringe Reichweite - und kein Mensch weiß, wo sie landet.
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damiang, Freitag, 11. August 2006, 10:43
Lustig!
Endlich mal jemand mit Humor.
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artist against war, Freitag, 11. August 2006, 10:58
Genau!
Und deswegen Schluss mit lustig. Weitere Beiträge unter Themenkategorien.
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Willkommen! Welcome! Bienvenue!
artist against war, 23:41h
Wir sind eine Gruppe Berliner Künstler unterschiedlicher Herkunft und Freunde des Libanon.
Wir haben uns als Reaktion auf den am 12. Juli 2006 ausgebrochenen Libanon-Krieg zusammengeschlossen, um über unser künstlerisches Wirken gegen diesen Krieg zu protestieren.
Unser Anliegen ist es, nicht nur über die politischen Verhältnisse aufzuklären, sondern aus einer humanistischen Motivation heraus, die Öffentlichkeit für die Grausamkeiten und die Bedingungen des Krieges zu sensibilisieren. Deshalb wollen wir die Aufmerksamkeit nicht nur auf die Todesopfer, sondern auch auf die humanitäre Katastrophe im Libanon lenken.
Wir möchten keine politische Agitation betreiben und doch sind wir Teil der politischen Geschehnisse und stehen somit, ob wir es wollen oder nicht, in einem politischen Kontext:
Wir stehen für einen souveränen, demokratischen Libanon, der in Frieden mit seinen Nachbarn lebt.
Doch die erste und notwendigste Forderung zur Zeit lautet: Sofortiges Ende der Gewalt!
Wir wollen deshalb diesen Blog nutzen, um zu vernetzen und zu informieren.
Künstler gegen den Krieg.
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chat atkins, Dienstag, 8. August 2006, 19:20
Tatsächlich? Nur gegen den Krieg Israels?
Nebenbei - was treibt eigentlich derweil die libanesische Armee mit ihren 72.000 Mann? Habt ihr von der mal was gehört? Sind die alle im Urlaub?
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damiang, Mittwoch, 9. August 2006, 11:56
Armee!
Also ich persönlich bin unglaublich froh, dass sich die libanesische Armee trotz des Beschusses durch die israelische Armee nicht eingeschaltet hat. Desto mehr Waffen, um so mehr Tote. Ausserdem ist die Armee tatsächlich nicht im Urlaub, sondern dabei, die Stiefel zu putzen, da sie nunmal eine Parade-Armee ist.Deine Zahl ist weit übertrieben. Vielleicht sind 20.000 unter Waffen. Der Libanon hat keine allgemeine Wehrpflicht und es war immer eher ein Privileg, in die Versorgung der Armee aufgenommen zu werden. Auch im Bürgerkrieg hat sie nicht eingegriffen. Und ausserdem: die Armee ist immer ein Abbild der Gesellschaft. Und der Libanon ist durch ein gesellschaftliches und politisches System gekennzeichnet, das auf Konkordanz beruht. Wenn die Armee eingreifen würde, ohne ein Mandat wie z. B. durch die UN im Rücken zu haben, das durch alle Parteien unterstützt würde, wäre die Gefahr eines erneuten Bürgerkriegs unglaublich hoch. Das will niemand. Zu deiner einleitenden Frage "nur" Israel.Die Tagline lautet ja nicht "israels krieg gegen die hisbullah". Und angeblich will Israel keinen Krieg gegen den Libanon führen. Doch sind die Zerstörungen und die Verluste unter der Zivilbevölkerung bereits so immens, dass man nicht mehr von einer isolierten Aktion gegen die Hisbullah sprechen kann. Darüber hinaus hätte es andere Möglichkeiten gegeben, die Hisbullah zu entwaffnen, ohne den gesamten Libanon zu zerstören. Den Libanesen muss das Recht zugestanden werden, eine Unterscheidung zwischen dem Libanon und der Hisbullah zu treffen, ohne gleich unter Generalverdacht zu stehen, Verbündete der Hisbollah zu sein. Mehr dazu findest du unter "politische Diskurse" bei Themen. Danke
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rabe489, Dienstag, 8. August 2006, 19:25
Künstler
gegen den Terror
Das wär doch auch mal wichtig.
(ein Künstler)
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damiang, Mittwoch, 9. August 2006, 11:33
Terror?
Richtig! Doch dann definiere mir doch bitte den Begriff Terror. Nach Hannah Arendt sei das Wesen der totalitären Herrschaft der Terror. Etymologisch findet der Begriff seinen Ursprung in der Französischen Revolution als Robespierre den Terreur gegen die Reaktion ausrief. Der Terror sei nach Hobbes dem Staatswesen immanent. Und der Begriff des Staatsterrorismus beschreibt jene Form von Gewaltausübung eines Staates, die sich gegen bestehendes Recht wendet und unschuldigen Menschen Leid zufügt. Das ist u.a. die Argumentation israelkritischer Kräfte. Doch bleiben wir bei der Definition. Der Begriff Terror wird verwendet, um eine politische Bewegung zu stigmatisieren und zu delegitimieren. Es ist ein Kampfbegriff. Versuche der Wissenschaft (z. B. Guido Steinberg), den Begriff analytisch zu definieren, enden folgend: a) substaatliches Phänomen (Abgrenzung zum Staatsterrorismus, b) Machtasymmetrie, c) Gewalt, um eine politische Botschaft zu kommunizieren. In unserem Fall der Hizbollah, worauf Du wahrscheinlich hinaus möchtest, besteht das Problem darin, dass die Hizbollah auch eine demokratisch-legitimierte politische Partei ist (1. Kriterium) im Gegensatz z. B. zum terroristisch-transnationalen Netzwerks der "Al-Quaida". Dieses Definitionsproblem führt dazu, dass die EU-Kommission die Hizbullah nicht als Terrororganisation einstuft, im Gegensatz zur USA, Kanada und natürlich Israel. In der UN kam es nicht zu einer Entscheidung, da nunmal viele Länder der Welt (und nicht nur die "Bösen") die Hisbullah als eine "Befreiungsbewegung" verstehen. Also liegt das Problem darin, welche Identität der Hisbullah zugesprochen wird (mehr dazu findest du hier bei "politischen Diskursen" unter Themen). Was ich Dir hiermit vermitteln möchte, ist nicht, dass die Hisbullah ein legitimes Recht hätte, Israel zu beschiessen, sondern vielmehr, dass politische Kunst auf dem schmalen Grad zwischen politischer Reflektion und Objekt der Instrumentalisierung schreitet. Und diese Balance wird mit dem Begriff Terror gestört. Bei diesem Konflikt ist es schwer, diese Balance einzuhalten und ein Begriff entscheidet oft. So findest du in der Tagline dieses Blogs auch nicht "Israels Krieg gegen die hisbullah". Der Libanon ist ein komplexes Gebilde politischer und konfessioneller Verwebungen, das in den herrkömmlichen Kategorien schwer zu erfassen ist. Doch es gibt einen Minimalkonsens dieser Aktion hier, nämlich, dass die Hisbullah und der Libanon zwei verschiedene Dinge sind. Wir stehen für den gesamten Libanon.
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rabe489, Mittwoch, 9. August 2006, 11:53
So einfach läßt sich die Menschlichkeit nicht zerreden
Natürlich spreche ich von Hizbullah, aber auch vom islamischen Terror insgesamt überall auf der Welt...
[BILD VOM 11. SEPTEMBER; EINSCHLAG DES ERSTEN FLUGZEUGS IN DES WTC]
Mehr habe ich nicht zu sagen!
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damiang, Mittwoch, 9. August 2006, 12:20
Das tut weh!
Deine Reaktion war wie ein Stich ins Herz. Ich habe nur versucht, diskursiv mit Dir über den Terrorbegriff zu kommunizieren. Ich habe deutlich gemacht, dass diese Aktion nicht die Aktionen der Hisbullah unterstützt. Und du reagierst mit Kommunikationsabbruch. Es ist dieser Vorgang, der die Welt in Tod und Asche legen wird. Wenn Du im Namen der Menschlichkeit sprichst, dann stehe auch für sie ein. Verschliesse Deine Augen nicht, auch wenn Dir das Augenlicht geraubt wurde durch jene schrecklichen Bilder, die Du gepostet hast. Ich will Dich nicht belehren, doch wenn Du für Menschlichkeit bist und gegen Destruktion, verstehe ich nicht, warum Du gerade diese destruktive Handlung vollzogen hast. Es macht mich traurig. Ich hätte mehr zu sagen und auch mit Dir zu besprechen. Trotzdem danke ich Dir und hoffe, dass Du die Menschlichkeit findest.
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massuma, Donnerstag, 10. August 2006, 01:03
Autsch!
Das war eindeutig die falsche Reaktion, Hr. Künstler! Wenn Sie den Islam mit Terror gleichsetzen, darf man auch jederzeit die anderen Weltreligionen verteufeln. Das scheint ja die einfachste und naheliegendste Lösung zu sein. Terror ist kriminell und jeder friedliebende Mensch verabscheut kriminelle und menschenverachtende Handlungen, die im Namen Gottes (der irgendwie immer für menschliche Dummheit herhalten muß-der Arme!) vollzogen werden. Frieden ist eine tolle Sache, nur müssen BEIDE Seiten ihn WOLLEN!
Wenn die Parteien Israel und Libanon weiterhin ihre Grenzen verhärten, lebe ich im falschen Zeitalter, wünsche der Erde alles Gute und laß mich freiwillig auf den Mond schießen... Für ein bißchen Frieden würde ich sogar meine verehrte Großmama versteigern!:)
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rabe489, Donnerstag, 10. August 2006, 02:21
Doppelt "Autsch"
Ich sprach vom "islamischen Terror" und nicht davon, dass jeder Islamist Terrorist sei, Frau Massuma. Tatsache ist, und davor kann ich nicht die Augen verschliessen, dass Islamisten im Namen Gottes
und als Gotteskrieger unmenschliche Greuel in den letzten Jahren angerichtet haben. Soll ich z.B. an Beslan, Madrid, London usw. erinnern? Ist das noch nötig. Und man kann sicher nicht eine Religion gegen eine andere aufrechnen. Das nicht, aber warum sollte ich das Christentum des 21. Jahrhunderts verteufeln? Das verstehe ich nicht...Was die berechtigte und von mir geteilte Friedenssehnsucht betrifft, darf ich das Oberhaupt der katholischen Kirche zitieren:
Der Papst hat am Mittwoch erneut zum Frieden im Nahen
Osten aufgerufen. «Mit einem Herzen voller Trauer richte ich einen
dringenden Appell an alle, sofort alle Feindseligkeiten und alle
Gewalt einzustellen», sagte der Kirchenführer vor zehntausenden
Ministranten aus aller Welt, die zur Generalaudienz auf den
Petersplatz gekommen waren. Er erinnerte auch an die «schrecklichen
Bilder der toten Körper vieler Menschen, vor allem Kinder, speziell
in Kana im Libanon».
Nichts könne das Vergießen unschuldigen Blutes rechtfertigen: «Die
internationale Gemeinschaft und alle, die direkt an dieser Tragödie
beteiligt sind, müssen so schnell wie möglich die Bedingungen
schaffen, um eine endgültige politische Lösung der Krise zu finden,
die den kommenden Generationen eine heiterere und sicherere Zukunft
gewährleisten kann.» Der Papst hatte bereits während seines Urlaubs
im Aostatal und von seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo mehrmals
zum Frieden in der Region aufgerufen.
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damiang, Donnerstag, 10. August 2006, 13:19
Papst und die neokonservative Christliche Rechte in den USA
Um unseren "Künstler" etwas in den Schutz zu nehmen: Wahrscheinlich sprechen Sie von islamistischer Gewalt transnationaler Terrornetzwerke (islamistischer Terror), deren Gewaltanwendung natürlich unmenschlich und verabscheuungswürdig ist. Und mit Islamisten meinen Sie wahrscheinlich Anhänger einer religiös-fundamentalistischen Bewegung. Wahrscheinlich sprechen Sie auch von Muslims, so heissen nämlich die Gläubigen im Islam, die sie damit nicht verwechselt sehen wollen. Und das Papst Zitat war natürlich ein Schmankerl. Bloß verstehe ich nicht, was transnationaler-islamistischer Terrorismus, die Institution der katholischen Kirche, die politische Partei der Hizbullah, ihre militante Identität einer "Befreiungsorganisation" und ihr fundamentalistisches Islamverständnis mit diesem Blogg zu tun haben, der eine Künstlergruppe betreut, die sich gegen den Krieg im Libanon wendet. Vielleicht fehlt da einfach Wissen? Also, im Zeichen der humanistischen Aufklärung: Riesebrodt, Martin: Die Rückkehr der Religionen, München 2000 (Ein Werk, das fundamentalistische Protestbewegungen analysiert). Steinberg, Guido: Der nahe und der ferne Feind. Transnationale islamistische Terrornetzwerke, München 2005 (Hilft dabei, das Phänomen des islamistischen Terrorismus zu verstehen). Und nun, extra für den Herrn Künstler: Funke, Hajo: Gott Macht Amerika, Berlin 2006 (Eine Analyse der neokonservativen-fundamentalistischen Christlichen Rechte, die mit christlichem Heilsanspruch gerade dabei ist, die Welt von allem "Bösen" zu befreien und dabei Millionen von Menschen Leid zu fügt). Die Autoren sind allesamt Professoren für Politikwissenschaft, Soziologie oder Islamwissenschaft an deutschen oder US-amerikanischen Universitäten. Und wenn noch Verständnis für das Ziel dieses Bloggs aufkommen soll, verweise ich auf die Werke des Herrn Prof. Theodor Hanf, der als der deutschsprachige Libanonexperte gilt. Und um die Gefilde libanesischer Geschichte in eher prosaischer Form zu erkunden: Friedman, Thomas: Von Beirut nach Jerusalem.
Zum Papst: dass sich das Oberhaupt der kathol. Kirche so dezidiert gegen den Konflikt aussprach (obwohl? macht er das nicht immer? egal gegen welchen krieg? naja. kleines selbstgespräch.), liegt vielleicht daran, dass im Libanon ca. 40 % der Bevölkerung Christen sind.
Liebe Grüße
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warewahrheit, Donnerstag, 10. August 2006, 13:20
Warum "Künstler" und nicht "Menschen"?
Nicht daß ich jemandem unter euch den ehrenhaften Titel eines Künstlers absprechen wollte, denn das liegt wie so viele Dinge im Auge des Betrachters und auch der Selbstbezeichnung des Akteurs.
Doch genau diese wundert mich sehr und gibt mir zu denken:
Weshalb nennt ihr eure "Aktion gegen das Schweigen und den Krieg" eine Aktion von Künstlern und suggeriert hiermit eine Ausschließlichkeit, die nicht existiert. Grenzt ihr absichtlich die Otto-Normal-Verbraucher aus, wollt ihr nicht mit dem normalen Menschen identifiziert werden, für die ihr doch gerade eine Stellvertreterpublicity übernehmt? Besteht ihr auf diesem Konstrukt eurer Identität, das euch - scheinbar - von allen anderen unterscheidet?
Warum nennt ihr eure Aktion nicht - viel treffender -"Menschen gegen den Krieg"?
Denn, dass Menschen nicht immer Künstler sind liegt auf der Hand, aber dass Künstler immer auch Menschen sind, versteht sich von selbst...
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damiang, Donnerstag, 10. August 2006, 13:49
Error: Dikursebene zu krass
Liebe warewahrheit! Mein system hat mir grad ne fehlermeldung geliefert. die diskursebene ist zu hoch.
ausserdem müssten jetzt eigentlich die konzepteure der gruppe antworten. doch ich versuch es auch einmal: gute idee. problem: menschen gegen krieg wäre eine schwer zu definierende massenbewegung, und die ziele wären diffus, somit wäre es schwer, darüber zu mobilisieren und interessen zu bündeln (funktion einer bewegung). deswegen heisst ja die aktion "künstler gegen den krieg im libanon". darüber hinaus beschreibt "künstler" die protestform. also ensteht eine identität über die performativität der protestform. mit anderen worten: keine reine politische demonstration, sondern fragen der ästhetik spielen eine rolle und die frage nach der performance an sich. bei allen aktionen wurden minimalbotschaften transportiert und auf politische pamphlete verzichtet. so long. kannst ja noch einmal unter themen: kritik an den aktionen posten. PS: DIES BEDEUTET NATÜRLICH NICHT, DASS MENSCHEN, DIE GEGEN DEN KRIEG AN SICH SIND, SICH DADURCH AUSGESCHLOSSEN FÜHLEN SOLLTEN: GANZ IM GEGENTEIL. AKTION!
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rabe489, Donnerstag, 10. August 2006, 20:03
Kunst und Politik
"Doch die erste und notwendigste Forderung zur Zeit lautet: Sofortiges Ende der Gewalt! "(artists against war)
"Mit einem Herzen voller Trauer richte ich einen
dringenden Appell an alle, sofort alle Feindseligkeiten und alle Gewalt einzustellen" (Papst Benedikt XVI)
Da ich dem Wort des Papstes folge, soweit d'accord.
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Ansonsten empfinde ich Ihre Statements anmaßend Herr damiang. Die Literatur können Sie sich schenken, denn ich vermute, Sie argumentieren in dieser polemischen Weise, weil Sie das Herz (!) nicht auf dem rechten Fleck haben. Dies ist nun eine ganze andere Dimension der Argumentation, die Ihnen - obwohl Sie sich wohl als Künstler sehen - dennoch vollkommen fremd sein wird. Ihre "künstlerische" Protestform beschreiben Sie mit den Worten:
keine reine politische demonstration, sondern fragen der ästhetik spielen eine rolle und die frage nach der performance an sich. bei allen aktionen wurden minimalbotschaften transportiert
Verzeihen Sie, das ist abstrakter
Quatsch
.
Wenn man vom Primat der Kunst ausgeht, dann hätte ich gern gewußt, worin die künstlerische Dimension Ihrer politischen Handlungen besteht. Ich vermute, Sie möchten die Kunst dienstbar machen, "vehicle art" (Beuys) mglw., ich vermute, Sie möchten die Kunst für politische Zwecke benutzen, ich vermute, es geht Ihnen garnicht mehr um die Kunst, sondern um Agitation und Propaganda für Ziele, die Sie jenseits Ihres Manifestes noch garnicht offengelegt haben.
Was veranlaßt mich zu diesen Vermutungen? U.A. die Form Ihrer Formulierungen (wäre es schwer, darüber zu mobilisieren und interessen zu bündeln (funktion einer bewegung) die mich - ich kann nichts dafür - stark an den stalinistischen Jargon der K-Gruppen der 70er Jahre (siehe aber weiter unten) erinnern. "Massen mobilisieren (mobil machen)", Interessen werden nicht kundgetan, sondern gebündelt, und "die Bewegung" hat eine "Funktion" statt ein "Anliegen".
"Wir stehen für einen souveränen, demokratischen Libanon, der in Frieden mit seinen Nachbarn lebt."
Sie wissen doch, dass in den 70er Jahren, es eine "Bewegung" für ein "demokratisches" Kambodcha gegeben hat und heraus kam das Terrorregime des Pol Pot. Sie wissen doch, dass sich auch der Stasi-Staat "demokratisch" nannte usw. Wenn Sie auf Zuspruch abzielen, müssen Sie Ihren Begriff vom "demokratischen Libanon" mit Leben füllen. Welchen Demokratiebegriff legen Sie zugrunde, den abendländisch-westlichen etwa, das würde mich wundern. Ich weiß, dass das Alles Sie nicht anrühren wird, denn Ihr Auftreten legt nahe, dass Ihre Position verhärtet ist und nicht weit vom Dogmatismus und Fundamentalismus entfernt ist. So ernst es mir ist mit einem Ende der Gewalt im "Nahen Osten", so bedaure ich feststellen zu müssen, dass ein Dialog mit Ihnen nicht möglich ist. Sie haben mir tatsächlich - was Ihre Überheblichkeit angeht - tatsächlich die Augen geöffnet.
Im Moment habe ich Ihren Flyer geöffnet und da stelle ich fest, dass Ihre Aktion noch von einer Variante im Namen Ihrer Gruppe spricht:
"Berliner Künstler gegen den Krieg Israels im Libanon"
und weiter fand ich die Information:
">Samstag, 12.08.2006 Berlin: Demonstration "Stoppt den Krieg gegen
>Libanon und Palästina", Auftakt: 15 Uhr, vor dem Roten Rathaus, anschl.
>Demonstrationszug zum Pariser Platz, Abschluß: Pariser Platz, VA:
>breites Bündnis (Achse des Friedens; American Voices Abroad;
>Anti-G8-Bündnis; Arabische Kulturgesellschaft; Arbeitskreis Nahost;
>attac AG Globalisierung und Krieg; Berliner Initiative für Frieden in
>Nahost; Dachverband Arabischer Verein; ...)"
Nun sieht man klarer
Wie steht es also mit folgender Formulierung:
"Die darauf folgende Aufgabe ist nun, dass die nach Unabhängigkeit strebenden, die antiimperialistischen, revolutionären und kommunistischen Kräfte der Türkei, des Irans, Syriens, des Libanons, Palästinas, Jordaniens, des Iraks, Kurdistans, Zyperns, Saudi-Arabiens und Ägyptens, oder kurz gesagt, aller Länder, die das Projekt Größerer Mittlerer Osten umfasst, sich an dieser Plattform beteiligen und den vereinten, konsequenten, antiimperialistischen politischen Kampf stärken.
17) Der antiimperialistische Kampf muss
von einer abstrakten und allgemeinen Solidarität und Unterstützung zu konkreten, aktuellen und praktischen Aufgaben und Zielen geführt und vom Nur-Protestlertum befreit werden
. Er muss sich auf die militärische, politische, wirtschaftliche und organisatorische Existenz der imperialistischen Kräfte konzentrieren. Dies kann einerseits mit dem Protest gegen die NATO, den IWF, die WB und die G8 realisiert werden und andererseits mit dem Protest gegen den Besuch von imperialistischen Chefs in verschiedenen Ländern und militanten Aktionen zur Verhinderung von Waffenexport und -Transport.
Das stammt von hier
also:
[BILD: SOWJETSTERN]
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damiang, Freitag, 11. August 2006, 10:23
Ich darf doch bitten.
Langsam fangen Sie wirklich an, mich zu amüsieren. Wissen Sie, eines der Nachteile computervermittelter Kommunikation ist, dass man den Gegenüber gar nicht einschätzen kann. Ich glaube, wenn wir uns persönlich begegnen würden, würden Sie erkennen, dass wir wahrscheinlich in unseren Ansichten nicht stark differieren.
ALSO: 1.) die Funktionen einer Bewegung stammen aus: Niedermayer, Oskar: Bürger und Politik.Politische Orientierung und Verhaltensweisen der Deutschen, Berlin 2005. Die vorgestellten Funktionen einer Bewegung oder Partei sind auf die theoretischen Prämissen eines Rational-Choice-Ansatzes zurückzuführen, was überhaupt nichts mit Stalinismus zu tuen hat. Diese Funktionen einer Bewegung sind zur Zeit Grundwissen in der Politikwissenschaft.
2.) Ich selbst habe mich nie als Künstler dargestellt und bin nur Teilnehmer an den Aktionen.
3.) Die Veranstaltung, die Sie so breit zitieren und darüber versuchen, einen Rückschluss auf meine politische Gesinnung vorzunehmen, haben Sie unter der Rubrik "andere Veranstaltungen" gefunden. Vielleicht müssten wir noch einen Disclaimer einfügen, dass wir natürlich nicht mit den Inhalten externer Veranstaltungen...
4.) Ja. Für eine Demokratie "abendländlicher" Natur, falls Sie damit eine parlamentarisch-repräsentative Demokratie meinen, die bereits im Libanon besteht.
5.) Sie langweilen mich.
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chat atkins, Freitag, 11. August 2006, 10:39
Die ganze Aktion kommt mir allmählich vor, wie so'ne artifizielle Katjusha-Rakete: Die hat auch 'ne geringe Reichweite - und kein Mensch weiß, wo sie landet.
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damiang, Freitag, 11. August 2006, 10:43
Lustig!
Endlich mal jemand mit Humor.
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artist against war, Freitag, 11. August 2006, 10:58
Genau!
Und deswegen Schluss mit lustig. Weitere Beiträge unter Themenkategorien.
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